St. Gallen: Herrschaft Ebringen

Kloster und Kirche St. Gallen

St. Gallen war ein bedeutendes Benediktinerkloster südlich des Bodensees, das auf den Heiligen Gallus zurückgeht, der hier eine Einsiedelei begründete. Der Legende nach hatte er eine Begegnung mit einem Bären, den er zähmen konnte, was als göttliches Zeichen gedeutet wurde (Klostergründung 719). Das Kloster war bis 1798 Teil des Hl. Röm. Reiches dt. Nation mit Sitz im Reichstag, gleichzeitig aber seit 1451 zugewandter Ort der Eidgenossenschaft (Klosterneubau ab 1755; Abbildung links).

Schloss Ebringen

Die Herrschaft Ebringen war schon 720 im Besitz von St. Gallen, die Herren von Hornberg erscheinen erst als Schirmvögte, 1349 als Lehensnehmer von St. Gallen, danach deren Erben: 1506 Falkenstein (Solothurn), 1559 Bodman, 1580 Hohenlandenberg. 1621 wurde die Herrschaft vom Kloster zurückgekauft und von Vögten verwaltet (Schlossneubau 1711, Abb. links). Als Rittergut gehörte die Herrschaft – obwohl im Besitz eines Klosters –  zum Adelsstand der vorderösterreichischen Landstände.

Herrschaft Ebringen/Norsingen (in weiß) und benachbarte Territorien:

1 Ebringen mit 1a Norsingen, 2 Schallstadt/Wolfenweiler (Baden), 3 FR St. Georgen (Johanniter), 4 Merzhausen (Adel, Jesuiten), 5 Au/5a Sölden (Adel), 6 Bollschweil/ 6a Wittnau (Schnewlin), 7 Herrschaft Kirchhofen, 8 Herrschaft Staufen mit 8a Pfaffenweiler/Scherzingen, 8b Offnadingen

Grenzsteine der Herrschaft Ebringen:

Familie Falkenstein: nicht zu verwechseln mit Falkenstein (Ortsadel im Dreisamtal) und Falkenstein (Schramberg, Nachfahren in Oberrimsingen); bei den in Ebringen relevanten Freiherren von Falkenstein handelt sich um ein Schweizer Adelsgeschlecht aus dem heutigen Kanton Solothurn mit Besitzungen im Sisgau (Farnsburg bis 1461) und Buchsgau (Südrand des Jura). Sie waren ab 1506 Lehensnehmer der Herrschaft Ebringen. Wappen: Drei querstehende Balken: Rot, weiß, schwarz (Abb. links). Die abgebildeten Grenzsteine aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts stehen alle an der Grenze zu Freiburg St.-Georgen, das den Johannitern gehörte.

Familie Bodman: Adel vom Bodensee mit Stammsitz in Bodman, seit 1559 Herrscher von Ebingen. Wappen: In Silber drei grüne Lindenblätter; vermehrt: Stammwappen in 1 und 4, in 2 und 3 in Gold ein springender schwarzer Steinbock (Abbildung links). Die abgebildeten Grenzsteine zeigen Exemplare A: an der Grenze Ebringen/Wolfenweiler (Baden) von 1562; B: Dreimärker ∆ Ebringen/Wolfenweiler (Baden)/FR-St.-Georgen (Johanniter) von 1565; C: Ebringen/Bollschweil (Schnewlin Bernlapp von Bollschweil) von 1565.

Familie Hohenlandenberg: Adel aus dem Kanton Zürich, geteilt in Breiten- und Hohenlandenberg, der auch zwei Konstanzer Bischöfe stellte und u.a. im Thurgau und Elsass begütert war. Sie waren seit 1580 Inhaber der Herrschaft Ebringen. Wappen: drei weiße Kugeln auf rotem Feld; das vermehrte Wappen zeigt das Stammwappen in 1 und 4, in 2 und 3 ein schwarz und gelb geviertetes Schild (herrührend von der Herrschaft Greifensee, die aber bereits 1369 verkauft werden musste). Die abgebildeten Grenzsteine stammen A: von der Grenze Ebringen/Wittnau (Schnewlin Bernlapp von Bollschweil) von 1596; B: Ebringen/Wolfenweiler (Baden) von 1599; C: Ebringen/Au (Nagel von der Alten Schönstein) von 1599.

Das Kloster St. Gallen kaufte die Herrschaft 1621 von den Pfandnehmern wieder zurück, ab dieser Zeit erscheint das Wappen des Klosters auf den Grenzsteinen: in Gold ein aufrechter schwarzer Bär (Abb. rechts vom Mailänder Tor in Löffingen), auf den Grenzsteinen oft noch ausgeschmückt mit Weinranken.

A: an der Grenze zu Bollschweil (Schnewlin Bernlapp von Bollschweil) von 1624 mit Abtsstab, Bär und dem Wappen des Abtes Bernhard Müller (Mühlrad mit fallendem Pfeil), der 1621 die Herrschaft Ebringen für das Kloster zurückerworben hatte; B: gegen Bollschweil mit dem Bären 1742; C: gegen Wolfenweiler (Baden) 1750; D: Pfaffenweiler (Herrschaft Staufen) 1750 jewiels mit zusäztlichen Weinranken.

E: von der Grenze Ebringen/ Bollschweil (Schnewlin Bernlapp von Bollschweil) von 1750; F: Dreimärker Δ Ebringen/Au (Nagel von der Alten Schönstein)/Wittnau (Schnewlin Bernlapp von Bollschweil) von 1757 jeweils mit Bär und Weinranken.

Siehe auch: Vor 400 Jahren: Abt Bernhard Müller läßt einen Grenzstein aufstellen.

Zur Herrschaft Ebringen gehörte auch Norsingen, mit dem die Herren von Staufen bis zu deren Aussterben 1602 belehnt waren und deshalb einen Niederschlag im Wappen (Abb. links) fanden. 1604 wurde der Ort von St. Gallen zurückerworben. Der Dreimärker ∆ Norsingen/ Offnadingen (St. Blasien Herrschaft Staufen)/Kirchhofen (St.Blasien Herrschaft Kirchhofen) von 1798 zeigt das Wappen von Norsingen mit dem Bären (auf allen Vieren) in der unteren, den drei Kelchen der Herren von Staufen in der oberen Hälfte (Abb. rechts und Vergrößerung). Im heutigen Wappen von Norsingen sind die beiden Elemente weiterhin erhalten, jedoch horizontal nebeneinander dargestellt (Abbildung oben links).

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Literatur:

wikipedia: Wappen des Fürstabtes Bernhard Müller: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wappenscheibe_Abt_St._Gallen_01.png

Schott, Clausdieter / Kleiber, Hans: Grenzen und Grenzsteine, in: Ebringen, Herrschaft und Gemeinde, Band I, Rombach Verlag Freiburg 1992, S. 309ff