Bistum Basel

Schloss in Porrentruy, Andlauer Hof in Arlesheim

Das Bistum Basel bestand seit dem 4. Jahrhundert. Die Stadt selbst kaufte bis 1390 alle wichtigen Herrschaftsrechte vom Bischof und war seither de facto unabhängig. In der Reformation floh der Bischof 1527 aus der Stadt nach Porrentruy (Schloss 1585 umfassend erneuert, Abb. oben links). Das Domkapitel floh 1529 nach Freiburg i.Br. (Basler Hof), und von dort vor den einfallenden Franzosen 1678 weiter nach Arlesheim (Domkirche). Das zum Reich gehörende Fürstbistum war 1579 bis 1735 auch ein zugewandter Ort der Eidgenossenschaft. 1792 wurde das Bistum französisch besetzt und gehörte bis 1814 zu Frankreich.

Im Süden und Westen der Stadt Basel baute sich das Fürstbistum im Jura ein Herrschaftsgebiet auf (die südöstlich von Basel gelegenen Territorien kamen nach und nach an die Stadt). Anfang bildete die wichtige Abtei Moutier/Grandval, die der König von Hochburgund 999 dem Bistum schenkte. Regionale Adelsfamilien hatten zunächst Territorien als Landgrafen und/oder Lehensträger des Bischofs inne. 1239 ging die Herrschaft Birseck von den Frohbergern, 1459 die Herrschaft Zwingen/Laufen von den Ramsteinern, 1522 die Herrschaft Pfeffingen von den Thiersteinern an das Bistum. Im Badener Vertrag 1585 wurden die Gebietsstreitigkeiten mit der Stadt Basel von der eidgenössischen Tagsatzung geregelt.

Herrschaft Birseck: südlich an die Stadt Basel grenzender „Riegel“ (Arlesheim – Allschwil), seit 1239 als Vogtei beim Fürstbistum Basel (Residenz Burg Birseck bei Arlesheim, seit 1763 Andlauer Hof in Arlesheim, Abb. oben rechts). Auch die rechtsrheinischen Besitzungen der Landvogtei Schliengen gehörten bis 1719 dazu.

Landvogtei Schliengen: Die wenigen rechtsrheinischen Besitzungen (Schliengen und Istein, Binzen bis 1769) wurde vom Bischof von Basel mehrfach verpfändet, die hohe Gerichtsbarkeit war mit den Markgrafen von Baden umstritten. Die Verwaltung der Orte unterlag 1467 – 1719 der bischöflichen Obervogtei Birseck, die Niedergerichtsbarkeit von Schliengen lag 1514 – 1694 bei der Familie Nagel von der Alten Schönstein (1525 Wasserschloss Entenstein in Schliengen, Abb. unten links), in Istein hatte der Basler Domprobst einen Dinghof. 1719 wurde für die rechtsrheinischen Gebiete eigens die Landvogtei Schliengen begründet, die seit 1725 ihren Sitz im Schloss Entenstein hatte.

Schloss Entenstein (Schliengen), Blarer Schloss in Aesch, Schloss Burg im Leymental

Herrschaft Pfeffingen: dazu gehörte auch die Hochgerichtsbarkeit der an Basler Gebiet grenzenden Dörfer Reinach und Therwil, seit 1200 bei Homburg/Thierstein, seit dem 13. Jh. als Lehen des Fürstbistums, bei der Teilung der Thiersteiner Herrschaft 1350 an Thierstein-Pfeffingen; nach dem Aussterben der Thiersteiner 1519 von einem bischöflichen Vogt verwaltet, der 1583 – 1792 von der Familie der Blarer gestellt wurde (Verwaltungssitz Burg Pfeffingen, seit 1702 im Blarer Schloss in Aesch 1605, Abb. oben Mitte).

Herrschaft Zwingen/Laufen: Von den Ramsteinern 1459 an das Bistum und von einem Vogt verwaltet (weitere Teile der Ramsteiner Besitzungen gingen 1518 an Basel [Ramstein] und 1527 an Solothurn [Gilgenberg]. Die Familie Roggenbach stellte mehrere aufeinanderfolgende Generationen von Vögten im Laufental (Schloss Zwingen; Bauabschnitte aus mehreren Jahrhunderten).

Burg im Leymental: Teil der seit 1168 Habsburger Herrschaft Biederthal, die 1269 geteilt wurde, wobei Burg ans Bistum Basel ging, während Biederthal habsburgisch blieb und als Lehen vergeben wurde. Seit 1401 war Burg fürstbischöfliches Lehen der Herren von Wessenberg (Schloss Burg 1600, Abb. oben rechts, Familie und Wappen siehe auch Feldkirch).

Wappen: Das Fürstbistum hatte als Wappen einen nach links (heraldisch rechts) gewendeten roten „Baselstab“, ein stilisierter Bischofsstab (Hirtenstab) mit drei Querbalken und nach unten auslaufenden drei Zacken auf silbernem (weißen) Grund. Der Baselstab ist auf vielen Grenzsteinen erhalten, in der nicht colorierten Fassung ist er kaum von dem der Stadt bzw. Kanton zu unterscheiden, die zur Unterscheidung ab dem 15. Jahrhundert nach der Loslösung vom Bischof einen schwarzen Baselstab auf weißem Grund als Wappen benutzten.

Grenzsteine der Landvogtei Schliengen: mit dem Baselstab, A,B,C: Schliengen gegenüber Auggen (Baden) von 1770; D: Schliengen gegenüber Liel von 1781.

Auf einigen Steinen (nicht aber an den Grenzen zu Vorderösterreich) sind zusätzlich die Wappen der Bischöfe bzw. deren Familien erhalten, die in Feld 2 und 3, der Baselstab in Feld 1 und 4 erscheinen. Hierunter sind einige Familien, die dem regionalen Niederadel (Ritterschaft) entstammten, in der Geschichte Vorderösterreichs eine bedeutende Rolle spielten und meist auch im Breisgau begütert waren:

Blarer von Wartensee: Die Blarer waren ein Schweizer Adelsgeschlecht aus der Gegend von St. Gallen. Der Zweig „von Wartensee“ kam durch die Wahl des Bischofs in die Basler Gegend und übte 1583 bis 1792 die Funktion der Obervögte von Pfeffingen aus (Blarer Schloss in Aesch, Abb. oben). Wappen: ein „plärrender“ Hahn (redendes Wappen; Abb. links von einem Brunnen in Delémont). Bischof J.C. Blarer von Wartensee 1585 -1608.

Rinck von Baldenstein: Aus Graubünden stammende Familie; ihre Geschichte ist verbunden mit dem Bistum Chur, dem Kloster St. Gallen und dem Bistum Basel; sie besaßen Ortsherrschaften im Elsass und im vorderösterreichischen Neuershausen. Wappen: auf weissem Grund ein schwarzer Pflock, später ein schwarzer, umgedrehten Turm. Bischöfe 1608-28, 1693-1705, 1744-62

Ramstein: Adelsgeschlecht aus dem Sundgau und der Basler Gegend (Zwingen, Gilgenberg, Burg Ramstein bei Bretzwil), das auch mehrere Bürgermeister von Basel hervorbrachte. Teile ihres Besitzes kamen 1459 an das Bistum. Zwei unterschiedliche Zweige der Familie verkauften die restlichen Besitzungen 1518 an Basel und 1527 an Solothurn. Wappen: zwei gekreuzte Lilienstäbe. Bischof 1664-51.

Schönau: (-> siehe Schönauer Herrschaften), Bischof von 1651-56

Roggenbach: Aus der Nähe von Bonndorf („Roggenbacher Schlösser“) stammende Familie. Ursprünglich Ministerialen der Zähringer, später vor allem im Dienste des Fürstbistums Basel als Vögte im Birseck und in Zwingen/Laufen; Güter im kleinen Wiesental und auch im Elsass, aber keine Ortsherrschaft. Wappen: Quergeteiltes Schild, oben von Rot und Schwarz gespalten, unten Silber. Bischöfe 1656-93, 1782-94

Reinach: Familie aus dem südlichen Aargau, die im 15 Jh. ins Dreiländereck umsiedelte, sich in mehrere Linien aufteilte und vor allem im Elsass sehr viele Ortsherrschaften innehatte. Im Breisgau besaß sie zeitweise Teile von Munzingen. Wappen: in Gold ein roter Löwe mit blauem Kopf (Stammwappen; Abb. links), rechts das vermehrte Wappen der Reinach-Hirtzbach. Bischöfe 1705-37 (Reinach-Hirtzbach), 1737-43 (Reinach-Steinbrunn).

Montjoie (Froberg): Vom Doubs (Montjoie-le-Château) stammende Familie mit bedeutenden Besitzungen im südlichen Elsass (Hirsingen). Wappen: in Rot ein gelber Schlüssel, begleitet (eigentlich: heraldisch) rechts von einem goldenen Pfahl, links von 5 silbernen Kugeln. Bischof 1762-75

Neveu: (-> siehe Dietenbach), Bischof im Exil nach Einnahme des Bistum durch Frankreich 1794-1828

Grenzsteine Basler Bischöfe an der Grenze zur Stadt Basel, Frankreich und Solothurn: A,B: mit dem Wappen Johann Christoph Blarer von Wartensee um 1600; C,D: Beatus Albrecht von Ramstein 1647 (Wappen: zwei gekreuzte Lilien).
Grenzsteine der Bischöfe E: Wilhelm Rinck von Baldenstein 1624; F: Johann Konrad I. von Roggenbach 1660; G:Johann Konrad I. von Roggenbach 1693 (Kirchhof in Muttenz; H: Johann Konrad II. von Reinach-Hirtzbach 1706 mit dem vermehrten Wappen der Reinach-Hirtzbach.
Grenzsteine der Bischöfe I: Jakob Sigismund von Reinach-Steinbrunn 1748 (Friedhof Therwil); J: Jakob Sigismund von Reinach-Steinbrunn (Heimatmuseum Arlesheim); K: Josef Wilhelm Rinck von Baldenstein 1753; L: Simon-Nicolas de Montjoie-Hirsingue 1774 (am Museum Reinach).
M,N: Grenzsteine der Herrschaft Pfeffingen, die einst vom Bischof an die Familie Thierstein als Lehen vergeben worden war. Hier hielt sich auch nach deren Aussterben 1519 deren Wappen (in Gold auf einem schwebenden grünen Dreiberg stehend eine rote Hirschkuh); M: von 1748 (Dorfmuseum Reinach) und N: 1599 (Historisches Museum Basel). O,P: Grenzsteine des bischöflichen Lehens Burg im Leymental mit dem Stammwappen der Familie Wessenberg (-> siehe Feldkrich), gegen die benachbarte solothurnische Herrschaft Rotberg.

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Literatur:

Baumann, Josef: Grenzen und Grenzsteine des Fürstbistums Basel, Verlag des Kantons Basel-Landschaft, Liestal 2001

Heitz, August: Grenzen und Grenzzeichen der Kantone Baselstadt und Baselland, Kantonale Drucksachen- und Materialzentrale, Liestal 1964