Württemberg

Die Grafschaft Württemberg konnte ausgehend vom mittleren Neckar ihr Territorium stetig ausdehnen und wurde 1495 zum Herzogtum (Residenz altes Schloss Stuttgart, Neubau seit 1553, Abb. unten links) erhoben. 1324 wurde die elsässische Herrschaft Horburg-Reichenweier (Riquewihr) erworben, die auch nach der Übergabe des Elsass an Frankreich 1648 unter französischer Oberhoheit gehalten werden konnte. 1442 kam die Herrschaft Mömpelgard (Montbéliard) an der burgundischen Pforte durch Heirat hinzu, die bis zur französischen Revolution 1789 Teil des alten Reiches blieb. 1442 bis 1482 geteilt in Württemberg-Stuttgart und -Urach, 1519 bis 1534 unter österreichischer Statthalterschaft, war Württemberg seit 1534 ein gewichtiges protestantisches Territorium im Reich. Die Residenz wurde im 18. Jahrhundert zeitweise nach Ludwigsburg verlegt, ab 1764 das Neue Schloss in Stuttgart (Abb. unten rechts) errichtet.

Altes und neues Schloss in Stuttgart

Wappen: In Gold drei übereinander gelagerte Hirschstangen (Stammwappen, Abb. links aus dem Schloss Urach). Im 15. Jahrhundert wurde das Wappen erweitert um die Wappen von Mömpelgard (erworben durch Heirat 1397: in Rot zwei aufrechte, abgekehrte goldene Fische), von Teck (1495 mit dem Herzogentitel erworben: schwarz-golden schräg gerautet), und der Reichssturmfahne (in Blau eine goldene Fahne mit einem schwarzen (Reichs-)Adler, die von der Stadt Markgröningen (gekauft 1336) herrührte (Abb. aus dem Schloss Urach). Anfang des 18. Jahrhunderts kam das Wappen der Herrschaft Heidenheim (In Gold das Brustbild eines bärtigen Mannes mit roter, blau-gestülpter Mütze), während das Stammwappen in die Mitte verlegt wurde (siehe Nordweiler Grenzstein von 1735 unten, Abb. C).

Mit Hornberg und St. Georgen grenzten zwei württembergische Territorien im Osten an die zum vorderösterreichischen Breisgau gehörende Landvogtei Triberg. An die vorderösterreichische Stadt Villingen grenzte Schwenningen, das zur württembergischen Obervogtei Tuttlingen gehörte. Mit dem zum Kloster Alpirsbach gehörenden Nordweil bei Kenzingen und der Burg Sponheim bei Jechtingen am Rhein gab es zusätzlich zwei württembergische Exklaven im vorderösterreichischen Breisgau. Breisach gegenüber lag die linksrheinische Herrschaft Horburg-Reichenweier (siehe Frankreich).

Burgruine Hornberg

Die Herrschaft Hornberg wurde vom lokalen Adel, den Hornbergern, mehrfach geteilt und ab 1423 an Württemberg verkauft, die dort ein Obervogteiamt einrichteten (Residenz: oberes Schloss nur noch Ruine, Abb. links, Barockschloss 1976 endgültig abgetragen).

Zum Amt Hornberg gehörten auch die meisten angrenzenden württembergischen, „evangelischen“ Teile des Ortes Tennenbronn in unmittelbarer Nachbarschaft zur vorderösterreichischen Herrschaft Triberg, die vom „katholischen“ Territorium der zunächst reichsunmittelbaren, seit 1583 ebenfalls habsburgischen (aber zu „Schwäbisch- Österreich“ gehörenden) Herrschaft Schramberg abgegrenzt wurden, worauf der Ort in kleine Puzzleteile zerfiel.

Herrschaft St. Georgen: 1084 gegründete Benediktinerabtei, die 1536 von Württemberg reformiert und das Territorium als Klosteramt verwaltet wurde (Klostergebäude 1633 zerstört, in der Folge verfallen), während das Kloster selbst 1566 ins katholische und vorderösterreichische Villingen übersiedelte. Auch das St. Georgener Klosteramt hielt Teile des Tennenbronner Puzzles (s.Hornberg).

Kloster Alpirsbach: Benediktinerkloster von Mönchen St. Blasiens gegründet, 1534 reformiert und von Württemberg als Klosterschule und Sitz eines Klosteramtes genutzt (Abb. oben links). Das Dorf Nordweil wurde bereits 1095 von Adligen dem Kloster Alpirsbach geschenkt (Vogteigebäude von 1576, Abb. oben rechts), und kam so nach der Reformation 1534 zum württembergischen Klosteramt. Nordweil wurde so zu einer württembergischen Exklave im vorderösterreichischen Breisgau.

Die Burg Sponeck am Rhein bei Jechtingen kam vom lokalen Adel 1333 an Württemberg, die es als Brückenkopf und Rheinübergang zu seinen elsässischen (Horburg-Riquewihr) und burgundischen Besitzungen (Mömpelgard/Montbéliard) nutzte; sie war ebenfalls eine kleine Exklave im vorderösterreichischen Breisgau (Burg im 20. Jahrhundert stark verändert, Abb. links).

Obervogtei Tuttlingen: Hierzu gehörten Territorien, die ehemals zur Grafschaft Lupfen gehört hatten (Talheim, Trossingen, Tuningen), Schwenningen (seit 1349 an Falkenstein[Schramberg] vergebenes Lehen der Fürstenberger) und Tuttlingen (ehemals Wartenberger Besitz). Alle Territorien kamen 1444 endgültig in den Besitz Württembergs, das in Tuttlingen 1592 ein Schloss errichtete (durch Brand 1803 zerstört, Reste in einem Nachfolgebau erhalten, Abb. oben links). In Schwenningen hat sich das 1791 errichtete Vogtshaus erhalten (heute Gasthaus, Abb. oben rechts).
Grenzsteine des Herzogtums Württemberg: A,B: An der Grenze Württembergs zu Oppenau (Fürstbistum Straßburg) auf den Schwarzwaldhöhen sind Grenzsteine mit dem kompletten herzoglichen Wappen von 1673 erhalten; C: in Nordweil gegenüber Bombach (vorderösterreichische Herrschaft Kirnberg) mit dem um Heidenheim erweiterten Wappen von 1735 (s.o.).
Meist finden sich an den Grenzen aber Grenzsteine mit dem alleinigen Stammwappen. D.E: so an der Grenze des Amtes Hornberg zur noch reichsunmittelbaren Herrschaft Schramberg (damals im Besitz von Rochus Merz) von 1558; F: von der Grenze Schwenningen/Dürrheim (Johanniterkommende Villingen) von 1673: G: und an der Grenze Schwenningen/Dürrheim (Johanniterkommende Villingen) von 1740.
Grenzsteine des Klosteramtes Alpirsbach: H,I: An derGrenze zu Schenkenzell (Fürstenberger Herrschaft im Kinzigtal) Grenzsteine des Klosters Alpirsbach von 1566 mit dem Abtsstab neben den Hirschstangen (H) und hinter der Jahreszahl (I); J: Grenzstein der Exklave Nordweil zu Bombach (vorderösterreichische Herrschaft Kirnberg) mit großem Abtsstab von 1735.
Weitere Grenzsteine der Exklave Nordweil mit dem klösterlichen Abtsstab K: Nordweil gegenüber Bleichheim (vorderösterreichische Herrschaft Kirnberg) von 1576; L: gegenüber Wagenstadt (Badische Herrschaft Mahlberg) von 1611; M,N: gegenüber Bombach von 1770, jeweils mit dem eingefügten, kleinen württembergischen Stammwappen.
Wappen und Grenzsteine des Klosteramts St. Georgen: Mit dem Abtsstab erscheint auf den Grenzsteinen auch das Wappen des Klosters, das Georgskreuz (rotes Kreuz auf weißem Grund), das auch Freiburg und das Bistum Konstanz (und viele andere auch, z.B. England) als Wappen benutzen. Die abgebildeten Grenzsteine des Klosteramtes aus dem 16. Jh. zeigen dislozierte Exemplare O: aus dem Museum Vogtsbauernhof in Gutach, P: dem Lapidarium in St. Georgen und Q: vom Friedhof in Lauterbach von 1554. Dieser einstige Dreimärker auf der Falkenhöhe trennte die Territorien von Württemberg (Tennenbronn, Amt Hornberg), der noch nicht zu Habsburg gehörenden, reichsunmittelbaren Herrschaft Schramberg (damals von Rochus Merz besessen) und des ebenfalls württembergischen Klosteramtes (mit einem weiteren „evangelischen“ Teil des Dorfes Tennenbronn). Die Jahreszahl 1842 stammt aus der Zeit als der Stein nach 1810 Teil der württembergisch-badischen Grenze wurde; hierbei wurden die württembergischen Seiten badisch, die Schramberger Seite kam hingegen zum neugegründeten Königreich Württemberg!
Sog. „Carlstein“

Ein Kuriosum ist der sog. „Carlstein“ (Abb. links), Mischung aus einem Grenz- und Gedenkstein, am Treffpunkt der Grenzen der Herrschaft Hornberg (Württemberg) mit der Herrschaft Triberg (Vorderösterreich) und dem Prechtal (Kondominat Baden/Fürstenberg), der an einen beschwerlichen Besuch von Carl Eugen 1770 zu Fuß an dieser entlegenen Stelle im äußersten Westen seines Herzogtums erinnert. In den Ecken sind die Teile des herzoglichen Wappens dargestellt, in der unteren rechten Ecke vermehrt durch den „Heidenkopf“, der die Herrschaft Heidenheim repräsentiert (siehe bunten Nordweiler Grenzstein weiter oben).

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