Reichslandvogtei Ortenau

Burg Ortenberg und Landvogteigebäude in Offenburg

Die Reichslandvogtei Ortenau nimmt eine Sonderstellung in den vorderösterreichischen Territorien ein. Von Rudolf von Habsburg aus ehemaligen Reichsgebieten zusammengefasst, war das Territorium zwar häufig in den Händen der Habsburger, blieb aber formal direkt dem Kaiser unterstellt, was sich auch an den Grenzsteinen mit dem Reichsadler widerspiegelt. Seit 1351 war die Reichslandvogtei an das Bistum Straßburg verpfändet, eine Hälfte davon ging 1405 an die Pfalz. Als Folge des Landshuter Erbfolgekrieges wurde diese Hälfte der Pfalz 1504 entzogen und Fürstenberg übertragen, bevor Habsburg 1551/1556 beide Hälften für sich gewann. 1701-1771 erhielt Baden-Baden sie als Lehen, nach Aussterben der baden-badischen Linie ging sie aber bis zum Ende des Reiches zurück an Habsburg und wurde mit den anderen vorderösterreichischen Territorien von der Regierung in Freiburg verwaltet. Herrschaftsmittelpunkt war zunächst die Burg Ortenberg (Neubau des 19. Jahrhunderts, Abb. oben links), nach deren Zerstörung das Landvogteigebäude (1714, [heute Polizei], Abb. rechts) in Offenburg, das selbst als Reichsstadt nicht Teil der Reichslandvogtei war.

Grenzsteine der Reichslandvogtei Ortenau

Auf den Grenzsteinen der Reichslandvogtei erscheinen die Insignien des Reiches (doppelköpfiger Adler) und der Bezug zu den Habsburgern wird allenfalls durch einen österreichischen Bindenschild auf dem Brustschild hergestellt. A: Exemplar Ottersweier gegenüber Unzhurst (Baden) mit einem Adler ohne Brustschild von 1530, heute am Ottersweierer Rathaus; B: Schutterwald gegenüber der freien Reichsstadt Offenburg mit einem österreichischen Brustschild von 1504, heute an der Kirche in Schutterwald; C: Goldscheuer gegenüber Altenheim (Nassauer Herrschaft Lahr) mit einem dominierenden österreichischen Brustschild von 1784, heute am Heimatmuseum Altenheim; D: Ortenberg gegenüber Ohlsbach (Gengenbach) von 1787, mit einem anderen Wappen der Reichslandvogtei (eine Burg bzw. Kirche neben dem Reichsadler), in der Zwischenzeit wurde der Stein stark beschädigt.
Weitere Grenzsteine der Reichslandvogtei Ortenau: E: Ortenberg gegenüber Ohlsbach (Gengenbach) von 1784, heute am Rathaus in Ohlsbach; F: Zunsweier gegen Berghaupten (Ortenauer Ritterschaft) von 1727 mit dem Geroldsecker und Badischen Wappen auf dem Brustschild des Reichsadlers, heute im Vincentiusgarten in Offenburg; G,H: gegenüber Windschläg (Neveu) von 1659 (?), heute hinter dem Weingut Neveu in Durbach mit Ausschnittsvergrößerung der plastisch dargestellten Burg (H).

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Literatur: