Landesgrenzsteine nach 1815

Grenzsteine Frankreichs:

Statt der drei Bourbonlilien erscheint jetzt nur noch eine stilisierte Lilie als Wappen auf den Grenzsteinen, vorhandene ältere wurden auch entsprechend verändert: das alte Wappen ist noch in Resten erkennbar, wie in A,B: den Beispielen von der schweizerisch-französischen Grenze bei Boncourt von 1784 zu sehen; C,D: aber auch neue wurden gesetzt: viele sind noch an der schweizerisch-französischen Grenze erhalten, hier bei Boncourt von 1817.

An der Rheingrenze zum Großherzogtum Baden wurde das System der „Noblat-Steine“ durch den badischen Ingeniuer Tulla durch ein neues ersetzt. Der Talweg des noch unregulierten Rheins war zwar weiterhin die Hoheitsgrenze der Länder, die über die Staatsgrenze verlaufenden Gemeindegrenzen wurden aber ab 1817 erneut in einer Zickzacklinie wiederhergestellt. Nur noch die Grenzpunkte von mindesten 3 Gemeinden wurden mit Steinen versehen und so die Zahl auf insgesamt 120 reduziert. Alle „Tulla-Steine“ hatten ein vorgegebenes Aussehen und waren im vor Überschwemmungen sicheren Hinterland mit „Rheinmarken“ (RM), die in gerodeten Schneisen zu nahegelegenen Kirchtürmen standen, abgesichert. Auf diesen Rheinmarken war nicht nur das Jahr 1820, sondern auch die Entfernung zum korrespondierenden Kirchturm und zum Grenzstein verzeichnet.

Ursprünglich waren die Grenzsteine auf französicher Seite mit einer Bourbonlilie der französischen Könige (E: in der Grenzsteinsammlung vor dem Rathaus in Altenheim und F: in einem Privatgarten in Kembs-Schaeferhof) und auf badischer Seite mit dem badischen Wappen geschmückt (G,H). Auf französischer Seite wurden aber die meisten Wappen im Laufe des 19. Jahrhunderts verändert, deshalb sind kaum Steine mit der Bourbonlilie erhalten.
I,J: Nach der Julirevolution 1830 wurde bei einigen Steinen die Lilie entfernt und mit dem neuen Staatssymbol, den Gesetzestafeln, überdeckt, die die Verfassung darstellten, auf die sich die neue konstitutionelle Monarchie gründete. K,L: Nach der preussischen Eroberung 1870/1 und Eingliederung ins (2.) Deutsche Reich wurden die meisten Steine auf elsässischer Seite mit einem E.L. für Reichsland Elsass-Lothringen überschlagen.
Alle Grenzsteine waren mit M: der Jahreszahl 1820 versehen und N: am Kopf mit Buchstaben, die für die angrenzenden Gemeinden standen (im gezeigten Beispiel Marckolsheim, Mackenheim, Sasbach a.K.). O: Die Rheinmarken waren mit „R.M.“, der Jahreszahl 1820, je nach Rheinseite P: mit dem badischen oder dem französischen Wappen (s.o.) versehen und trugen noch die Entfernungen zu den korrespondierenden Kirchtürmen und Grenzsteinen (auf französischer Seite in Metern [I,J], auf badischer Seite noch in Ruthen [O,P]).

Auch in späterer Zeit wurden die Grenzsteine je nach politischer Lage verändert. Das Beispiel links zeigt einen Grenzstein zur Schweiz, dessen ursprünglich französisches Wappen entfernt und später mit einem „D“ für Deutschland überschlagen wurde (noch andeutungsweise zu erkennen), bevor es endgültig auf „F“ wie „France“ geändert wurde.

Grenzsteine der Eidgenossenschaft:

Auch an den Staatsgrenzen zu Frankreich und Baden zeigen sich weiterhin die Wappen der Kantone und erst sehr viel später das Schweizer Kreuz (oder „S“ oder „CS“ für Schweiz).

Die Beispiele zeigen Exemplare A: des neu geschaffenen Kantons Aargau (hier von der Rheinbrücke in Laufenburg von 1810; B: die unveränderten Wappen von Solothurn (Rodersdorf) gegenüber Frankreich (Leymen, 1816) und des Kantons Basel (C: Biel-Benken gegenüber Neuwiller 1816; D: Riehen gegenüber Wyhlen von 1842).
E: das Wappen des Kantons Basel-Land (Hauptort Liestal), der sich 1833 vom Stadtkanton abtrennte und bis heute die spiegelverkehrte Variante des Wappens des Fürstbistums mit den Liestaler Krabben benutzt (Beispiel in einer modernen Variante von 1974 gegenüber dem Aargau). F,G: Durch den Erwerb des ehemaligen Bistums Basel reichte der Kanton Bern mit seinem Bärenwappen bis an die französische und die Basler Stadtgrenze, hier Beispiele aus der Nähe von Boncourt von 1817 gegenüber Frankreich. H: Das Schweizer Kreuz ist erst ab 1848 Landeswappen und erscheint in der Region sehr spät, hier gegenüber Frankreich 1891.

Grenzstein des Großherzogtums Baden:

Grenzstein des Großherzogtums Baden: Noch vor dem Wiener Kongress zeigt sich 1810 am ehemaligen vorderösterreichischen Hochrhein zur Schweiz hin das badische Stammwappen in Verbindung mit dem „Hachberger“ Löwen. Dieser geht auf den „Breisgauer Löwen“ zurück und wurde lange Zeit fälschlicherweise für das Wappen der Zähringer gehalten. Er steht hier also als Bezug der neuen Großfürsten auf die Zähringer (oder doch eher zur Legitimierung der nicht standesgemäßen Hochzeit Karl Friedrichs von Baden mit Luise Karoline Geyer von Geyersberg, der der Titel „Gräfin von Hochberg“ verliehen worden war?). Die Beispiele stammen A: von den Rheinbrücken in Laufenburg und B: Bad Säckingen. Weitere Beispiele C: von der Landesgrenze zu Frankreich aus dem Taubergießen von 1820 und D: an der Grenze Riehen (Kanton Basel)/Inzlingen von 1825.
Grenzsteine Badens und Württembergs:  Die beiden Gewinner der Auflösung der Kleinstaaterei Großherzogtum Baden und Königreich Württemberg steinten ihre gemeinsame Grenze von der Tauber bis zum Bodensee nach und nach mit zahlreichen Steinen aus wie hier E,F: am Fohrenbühl und G,H: bei Schenkenzell.

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Literatur und Links:

Imgrund, Otto: Rheinmarken Trail von Basel über Chalampé bis Hüningen, in: SchwarzwaldTourenplaner der Schwarzwald Tourismus GmbH, Freiburg, im Netz abrufbar unter: https://www.touren-schwarzwald.info/de/tour/45417058 und https://www.touren-schwarzwald.info/de/tour/66357707

Kurtz, Eugène: Die Grenzsteine von Noblat 1714-1792 und von Tulla 1770-1828 in unserem Gebiet, Übersetzung von Barbara Lacombe, Historischer Verein Neuried, Selbstverlag