Rottweil

Die Freie Reichsstadt Rottweil hatte alte königliche Privilegien, die wahrscheinlich auf einen Königshof zurückgehen. Hier tagte das königliche Hofgericht, das nach dem Hofrat in Wien und dem Reichskammergericht in Wetzlar das drittwichtigste Gericht des Reiches war. Die Grafen von Sulz waren 1360 – 1687, danach die Schwarzenberg bis 1806 Hofrichter in Rottweil (siehe auch 5.11.). Der Wildbann (Jagdprivilegien) wurde ab dem 14. Jahrhundert mit der der hohen („Blut“-) Gerichtsbarkeit verbunden: die „Rottweiler Freie Pürsch“.

Ab dem 14. Jahrhundert konnte sich die Reichsstadt ein großes Territorium mit insgesamt 25 Dörfern schaffen, an Villingen grenzte Weilersbach, eines der „Bruderschaftsdörfer“, die im 15. Jahrhundert an Rottweil kamen; ein großer Anteil im Norden der Stadt kam 1595 durch Kauf der „Herrschaft vor dem Wald“ von den Herren von Zimmern dazu. Die „Freie Pürsch“ war dabei nicht identisch mit den Ortsgrenzen des Gebietes, sondern reichte meist noch darüber hinaus. Ab 1463 war Rottweil (Rathausumgestaltung 1521, Abb.) auch zugewandter Ort der Eidgenossenschaft, eine Verbindung, die formal bis 1802 bestand, aber bereits nach dem 30jährigen Krieg nicht mehr relevant war. Wappen war der Reichsaddler (Abb. links aus dem Statdtmuseum in Rottweil), die Stadt benutzte aber auch die Wolfsangel als Erkennungszeichen.

Grenzsteine der Stadt Rottweil:  A: Die Grafen von Zimmern, deren Erbe die Stadt Rottweil wurde, und Rochus Merz setzten 1559 Grenzsteine an der benachbarten Herrschaft Schramberg ohne Wappen aber schwungvoller Jahreszahl. B: Rottweil führte die Wolfsangel (ähnlich einem „Z“ als Wappen wie an dem Grenzstein zwischen Herrenzimmern und Bösingen von 1748. C,D: Häufig ist der Hinweis auf die „freie Pirsch“ (RFBS: Rottweiler Freie BirS) wie hier an den Grenzsteinen von 1718 an den Grenzen zu Obereschach (Johanniter, C) und der Stadt Villingen (D).

E: Eine Rarität auf den Grenzsteinen ist der Reichsadler, den nur die freien Reichsstädte im Wappen trugen durften, wie hier auf einem Grenzstein zwischen Herrenzimmern und Bösingen von 1748. Unklar bleibt, warum dieser aufwendige Grenzstein 1748 an einer Ortsgrenze innerhalb des Rottweiler Territoriums gesetzt wurde, zumal beide Ortschaften bereits seit dem 16. Jahrhundert zu Rottweil gehörten. Ein noch besseres Bild des Grenzsteins findet sich bei der Literaturstelle Kammerer (s.u.).

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Literatur und Links:

Kammerer, Rudolf: Grafen von Zimmern heiraten gern „in das bessere Bett“, Schwarzwälder Bote (Rottweil), Oberndorf am Neckar, 10.05.2017. https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.rottweil-grafen-von-zimmern-heiraten-gern-in-das-bessere-bett.15625c78-dc63-4a6d-a4df-0b572f7440b4.html

Hils, Jürgen: Grenzen und Grenzsteine [Aichhalden, Rötenbach, Bach-Altenberg], Eigenverlag, Rottweil 2016

Heinzmann, Siegfried; Alte Grenzen und Grenzsteine rings um Schwenningen, Verlag Hermann Kuhn, Schwenningen 1988