Klettgau

Die reichsfreie Landgrafschaft Klettgau kam 1282 vom Herzogtum Schwaben an Habsburg-Laufenburg, durch Heirat 1408 an die Grafen von Sulz, die 1481 die Stadt Tiengen vom Bischof von Konstanz erwerben konnten und zur ihrer Residenz machten („altes“ und „neues“ Schloss aus mehreren Jahrhunderten, Abb. links), durch Heirat 1687 an Schwarzenberg, die wiederum 1789 zusätzlich in den Besitz der vorderösterreichischen Herrschaft Lichteneck kamen. Die Landgrafschaft Klettgau grenzte mit Tiengen an die vorderösterreichische, zu St. Blasien gehörende Herrschaft Gurtweil.

Einige zur Landgrafschaft Klettgau gehörende Ortschaften am Rhein waren eng mit linksrheinischen Territorien der Eidgenossenschaft verbunden: Kadelburg: die Ortsherrschaft lag seit 1451 beim linksrheinischen Chorherrenstift Zurzach, das 1254 selbst vom Bistum Konstanz übernommen worden war und seit 1415 unter eidgenössischer Oberhoheit stand. Die Bürger Kadelburgs entschieden sich gegen die Landesherrschaft (Grafen von Sulz) und Ortsherrschaft (Kloster Zurzach) zum reformierten Glauben, was sie mit eidgenössischer Unterstützung (unter Führung Zürichs) durchsetzen konnten. Ettikon: der kleine Ort war seit 1271 im Besitz St. Blasiens, das es von der linksrheinischen Propstei Klingnau aus verwaltete. Hohentengen, Lienheim:  die Niedergerichtsbarkeit lag bei der Herrschaft Kaiserstuhl-Rötteln, die zum Bistum Konstanz gehörte und seit 1415 unter eidgenössischer Landeshoheit stand. Die Landeshoheit in Hohentengen und Lienheim lag aber bei den Grafen von Sulz und somit beim „Reich“.

Die Grafen von Sulz stammtem aus der gleichnamigen Stadt am Neckar, die sie aber schon 1288 aufgaben. Durch Heirat der Erbtochter von Habsburg-Laufenburg kamen sie 1408 an die Landgrafschaft Klettgau, 1360 bis zu Ihrem Aussterben 1687 waren sie erbliche Hofrichter am kaiserlichen Hofgericht in Rottweil. Zwischenzeitlich kamen sie durch Heirat 1477 mit Brandis an Gebiete am Alpenrhein. Wappen: Die Grafen von Sulz hatten als Stammwappen einen im Spitzenschnitt von Silber und Rot geteilten Schild (Abb. links vom Schloss in Tiengen).

Die Fürsten von Schwarzenberg waren ein mächtiges fränkisch-böhmisches Adelsgeschlecht mit vielfachen Verbindungen zu den Habsburgen. Die Landgrafschaft Klettgau gewannen sie durch Heirat der Sulzer Erbtochter 1687, 1789 kamen sie noch an die vorderösterreichische Herrschaft Lichteneck. Das fürstliche Wappen: 1 Stammwappen (von Silber und Blau siebenmal gespalten), 2 „Türkenbezwinger“ als Erinnerung an eine gewonnene Schlacht 1598 bei Gyor, 3 Sulz, 4 Brandis (Teil des vermehrten Wappens der Grafen von Sulz); im Herzschild Turm (Schwarzenberg) und drei goldene Getreidegarben (Klettgau).

Grenzsteine der Grafen von Sulz: A: Tiengen gegen Gurtweil von 1564 (damals im Besitz der Familie Heidegg), vom Autor wieder ausgegraben; B: Tiengen gegen Gurtweil von 1678 (Gurtweil nun im Besitz St. Blasiens), heute auf dem Friedhof in Gurtweil; C,D: zwischen den Orten Kadelburg und Lauchringen (beide Landgrafschaft Klettgau) von 1622.

Grenzsteine mit dem Wappen der Fürsten von Schwarzenberg konnten nicht in Erfahrung gebracht werden.

< Seite >

Literatur:

Pabst, Wolf: Steine und Grenzsteine, in: Erfassung der Kleindenkmale in Küssaberg, abrufbar unter https://www.kuessaberg.info/gemeinde/gemeindeleben/geschichte

Suter, Konrad: Grenzsteine einstiger Herrschaften im Landkreis Waldshut, in: Heimat am Hochrhein, Jahrbuch des Landkreises Waldshut 1991, Band XVI, Verlag Südkurier Konstanz 1990, S.111f