Geistliche Herrschaften

Zisterzienser

Ganz im Süden der Grafschaft Pfirt an der Grenze zur Eidgenossenschaft wurde bereits 1124 das Kloster Lucelle (Lützel [nach 1789 abgetragen]) gegründet, das weit über die Region hinaus Bedeutung erlangt hat. Es war das Mutterkloster von Salem und Tennenbach sowie weiterer elsässischer Zisterzienserklöster (Neuburg [bei Hagenau], Pairis [im Weißbachtal bei Kaysersberg], das wiederum die Ortsherrschaft von Widensolen nahe Neuf-Brisach innehatte, St. Apollinaire [westlich von Basel]). Das Kloster Lucelle hatte im Elsass auch die Ortsherrschaft von Lutterbach (bei Mulhouse).

Kloster St. Apollinaire

St. Apollinaire, an der Grenze der Herrschaften Pfirt und Landser gelegen (Klostergebäude Neubau 1656, Abb. links), seit 1334 unter dem Priorat des Klosters war dem heiligen St. Apollinaris von Ravenna gewidmet und Ziel einer bedeutenden Wallfahrt.

A: Im (öffentlich nicht zugänglichen) Garten von St. Apollinaire existiert noch ein Grenzstein mit dem „Bernhardswappen“ der Zisterzienser: ein querliegenes Band mit Schachbrettmuster; B: dieser Grenzstein der Zisterzienser zeigt das Wappen des Abtes Petrus Tanner von Lützel (1677-1702) vermutlich aus Lutterbach bei Mulhouse, in dem Lützel die Ortsherrschaft besaß, von 1696, heute im Garten von St. Jean in Mulhouse: neben dem Bernhardswappen und dem Abtsstab zeigt sich das Wappen des Abtes, ein Tannenzweig mit Zapfen; C: der folgende Grenzstein stammt von der Grenze des Klosters Lützel gegenüber der Herrschaft Pfirt (mit dem Wappen des Kardinals Mazarin) von 1733: links im Bild das Bernhardwappen, rechts vermutlich das Wappen des Abtes Nicholas Delfis, ein Delfin (?); dieser Grenzstein befindet sich heute im Rathaus in Ferrette; D: der letzte abgebildete Grenzstein stammt aus der Kirche in Widensolen [bei Neuf Brisach]; die Ortsherrschaft war im Besitz des Zisterzienserklosters Pairis (dessen Wappen hier zu sehen ist) bei Kaysersberg.

Kloster Ottmarsheim

Kloster Ottmarsheim

Die Benediktinerinnenabtei war ein früher Besitz eines Zweiges der Habsburger, die hier ihre Grablege planten (Klosterkirche ab 1030); in der Folgezeit relativ unbedeutende Abtei auf habsburgischem Territorium, seit 1580 in ein adliges Damenstift umgewandelt, seit 1648 unter frz. Oberherrschaft.

Kloster Murbach

1135 kamen die Habsburger in den Besitz der Vogteirechte der bedeutenden Benediktinerabtei Murbach (romanische Klosterkirche, Abb. oben links) in den Vogesen und hierüber auch an bedeutende Besitzungen im Elsass, in der Eidgenossenschaft und im Breisgau (Bellingen). Das reichsunmittelbare Kloster mit bedeutendem Territorium in den Südvogesen wurde von Fürstäbten geführt und 1543 mit Lüders/Lure (Freigrafschaft Burgund) vereinigt. 1759 wurde es in ein adliges Stift umgewandelt, die Residenz der Fürstäbte wurde nach Guebwiller verlegt (Schloss Neuenburg, Neubau 1720, Abb. oben rechts). Wappen: ein schwarzer springender Hund auf weißem Schild.

Hésingue nahe Basel war eine alte Besitzung des Kloster Murbachs, das von 1258 bis 1545 an die Familie zu Rhein verpfändet war, aber seither von einem Vogt des Klosters verwaltet wurde, das Schloss ist nicht erhalten.

Grenzsteine des Klosters Murbach: A: Exemplar mit dem Stammwappen von der Grenze des Klosterkerngebietes in den Vogesen zu einer Besitzung der adligen Familie Breitenlandenberg (Soultzmatt?) von 1763, heute in Hirtzenstein bei Wattwiller; B: Wappen des Abtes Johann Ulrich von Raitenau in 2 und 3 (schwarzer Punkt in Weiß) und dem Hund des Klosters in 1 und 4; C,D: zwei Grenzsteine aus Hésingue gegenüber Michelbach-Le-Haut (Landvogtei Landser) mit dem Wappen des Abtes Johann Ulrich von Raitenau von 1584/5.

Deutscher Orden

Deutschordenkommende Rixheim

Der Deutsche Orden hatte nach dem dreißigjährigen Krieg und der Übernahme des Elsass durch Frankreich Mühe seine Herrschaft wiederaufzubauen. Der zur Ballei Elsass-Burgund gehörenden Kommende Rixheim/Mülhausen gelang dies jedoch bis 1699 (Neubau der Deutschordenkommende 1735). Zur Kommende Rixheim gehörte auch die an den Breisgau grenzende Ortschaft Fessenheim. Wappen: Schwarzes Balkenkreuz auf weißem Schild (siehe Deutscher Orden).

Herrschaft Fessenheim: eines der ältesten Gebiete der Habsburger am Oberrhein (seit 1180), in der Folge als Lehen weitergegeben an Waldner, Andlau, Stürtzel, Truchsess von Wolhusen, 1622 an Falkenstein, 1690 vom deutschen Orden gekauft.

Weitere Geistliche Herrschaften

Wie im Breisgau hatten auch die anderen Geistlichen Orden Besitzungen im Elsass, so die Johanniter (Colmar, Soultz), die Jesuiten (Molsheim), die Antoniter (Issenheim), eine Ortsherrschaft war meist nicht damit verbunden.

Grenzsteine: A: der erste abgebildete Stein von 1742 stammt von der rechtsrheinischen Seite der Herrschaft Fessenheim, die hier an die Herrschaft Heitersheim der Johanniter stieß. Um das Deutschordenritterkreuz von dem der Johanniter unterscheiden zu können, ist hier eine Kugel/ein „O“ (?) auf dem Kreuz hinzugefügt worden. Der Grenzstein stand in der inzwischen aufgelösten Grenzsteinsammlung an der Hartheimer Schule; B: der zweite von 1777 stammt aus Keffenach im Nordelsass, wo der Orden im Nachbarort Riedselz die Ortsherrschaft innehatte. Die beiden anderen Steine stammen C: aus Oberentzen 1664 von Besitzungen des Antoniterordens (mit dem „Tau“ [Antoniterkreuz] als Wappen,) und D: aus Altorf von 1759 von Besitzungen der Jesuiten (IHS: Jesus Hominis Salvator) im Elsass.

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