Die vorliegende Arbeit ist vor allem eine Dokumentation von noch erhaltenen historischen Grenzsteinen in unserer Region des Dreiländerecks D/CH/F vor 1800. Sie soll einerseits Schönheit, Bedeutung und Vielfalt der noch vorhandenen Steine zeigen und andererseits ein Plädoyer für die Erhaltung dieser hervorragenden Denkmäler sein, die ebenso bedroht sind, wie die sie umgebende Naturlandschaft.
Unsere Region war vor 1800 ein Flickenteppich aus kleinen und kleinsten Herrschaften, die sämtlich durch häufig wappentragende Grenzsteine gegenüber den Nachbarterritorien abgegrenzt waren. Es ist sehr erstaunlich, dass sich auch heute noch von fast allen dieser ca. 250 Territorien Grenzsteine aus dem 16. bis 18. Jahrhundert finden lassen. Viele stehen noch vor Ort, häufig an den heutigen Gemeindegrenzen, andere wurden in Sammlungen meist an Rathäusern in Sicherheit gebracht. Diese Dokumentation soll dazu dienen, sie in einer Übersicht für den heutigen Betrachter lesbar zu machen. Als Grundlage wurde dabei die territoriale Einteilung am Ende der „Reiches“ gewählt, wie sie in der Karte „Herrschaftsgebiete und Ämtergliederung in Südwestdeutschland 1790“ [Historischer Atlas BW], herausgegeben 1987 von der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, dokumentiert ist (Überblick über die historischen Territorien auch hier).
Es existieren bereits Publikationen einzelner Gemeinden, die den Bestand an historischen Grenzsteinen in hervorragender Weise dokumentieren (z.B. in Waltershofen, Ebringen, Hecklingen), in anderen Gemeinden scheinen sie noch ganz zu fehlen. In den Landkreisen von Baden-Württemberg wurde 2001 vom Landesamt für Denkmalschutz die systematische Erfassung der Kleindenkmale, zu denen die Grenzsteine gehören, angeregt, die auch in einigen Landkreisen schon abgeschlossen ist, in anderen aber noch fehlen. Diese Dokumentation kann diese Projekte natürlich nicht ersetzen, möchte aber eine möglichst vollständige Sammlung von noch erhaltenen Grenzsteintypen des vorderösterreichischen Breisgaus und seiner Nachbarterritorien vor 1800 sein.
Bei aller Begeisterung für die Beschäftigung mit der Herrschaftsgeschichte der vergangenen Jahrhunderte soll diese Dokumentation keine Nostalgie für „die alten Zeiten“ heraufbeschwören. Die heutigen Besitzstände und, schlimmer noch, jüngsten Entschädigungsansprüche des Adels erscheinen nach jahrhundertelang rigoros ausgeübter Unterdrückung völlig absurd und aus der Zeit gefallen. Umgekehrt verdanke ich diesem Land mit seiner heutigen demokratischen Verfassung alles, was die Beschäftigung mit einem so speziellen Hobby möglich macht: Frieden, Bildung, materielle Sicherheit und die dafür nötige Zeit.
Freiburg, im Juli 2024
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